Diese Seite drucken
Sonntag, 31 Oktober 2021 13:52

Diese Ueckermünderin ist frischgebackene Europameisterin

Eine Goldmedaille von einem EM-Turnier hatte in der Sammlung der 43-Jährigen noch gefehlt. Kommt im nächsten Jahr auch noch WM-Gold dazu? Foto: ZVG Eine Goldmedaille von einem EM-Turnier hatte in der Sammlung der 43-Jährigen noch gefehlt. Kommt im nächsten Jahr auch noch WM-Gold dazu? Foto: ZVG

NORDKURIER – HAFF-ZEITUNG – SAMSTAG, 30. OKTOBER 2021

VOLLEYBALL

Antje Fröhlich-Röder blockt normalerweise für den SV Einheit Ueckermünde in der Volleyball-Verbandsliga. Jetzt durfte die 43-Jährige an der Seite von ehemaligen Nationalspielerinnen und Olympionikinnen an einem EM-Turnier teilnehmen und sich am Ende sogar die Goldmedaille umhängen lassen. Im Nordkurier erzählt sie von diesem besonderen Erlebnis auf Mallorca.

Ueckermünde. Waschechte Europameisterinnen trifft man in der Uecker-Randow-Region eher selten bis gar nicht an. Seit Kurzem aber kann der SV Einheit Ueckermünde eine Trägerin dieses internationalen Titels in den eigenen Reihen vorweisen: Antje Fröhlich-Röder, 43 Jahre alt und etwa 1,83 Meter groß, setzt normalerweise als Mittelblockerin für den SV Einheit in der Volleyball-Verbandsliga zum Sprung an. Zu Beginn des Monats wurde sie jedoch von Bundestrainerin Renate Riek-Bauer in den Kader der deutschen Ü40-Nationalmannschaft berufen.
In Alcúdia (Mallorca) konnte das Team um die Volleyballerin vom Haff an der Senioren-Europameisterschaft teilnehmen und dank grandioser Leistung sogar den Titel klarmachen. Dabei besiegten die Auswahl-Spielerinnen auf der Baleareninsel unter anderem Teams aus der Ukraine, Tschechien und Litauen und holten sich im Endspiel gegen Bulgarien den Sieg.
Auf den EM-Titel ist sie besonders stolz
„Für eine deutsche Auswahlmannschaft anzutreten, ist eine große Ehre für mich“, erklärt die gelernte Mittelblockerin, die in der Ü40-Auswahl auf Diagonal spielen durfte. Ihre Nominierung kam nicht von ungefähr: Fröhlich-Röder ist eine ehemalige Beachvolleyballerin und erreichte 2007 im Doppel sowohl bei der EM als auch bei der WM den fünften Platz. Auch in der Halle war die gebürtige Berlinerin, die seit vier Jahren in Ueckermünde lebt und mit dem ehemaligen Volleyball-Nationalspieler André Fröhlich verheiratet ist, erfolgreich und krönte sich 2004 mit dem USC Münster zur Deutschen Meisterin und Pokalsiegerin. Dem EM-Titel mit der Senioren-Mannschaft misst sie eine ganz besondere Bedeutung bei und erklärt: „Auf den Titel bin ich sehr stolz, schließlich war ich in meiner aktiven Sportlaufbahn noch keine Europameisterin.“
Neben Fröhlich-Röder gehörten beim EM-Turnier in Alcúdia, das sich offiziell übrigens „European Veteran Volleyball Championship“ nennt, noch 15 weitere Spielerinnen zum Kader der Ü40-Nationalmannschaft – die meisten von ihnen ebenfalls mit reichlich Erfahrung im Volleyballsport ausgestattet, national wie international. Da wäre zum Beispiel Johanna Thewes (ehemals Reinink), eine Deutsche Meisterin, Pokalsiegerin und WM-Teilnehmerin. Oder Tanja Hart-Schneider, die von 1996 bis 2004 drei Mal in Folge mit der deutschen Mannschaft an den Olympischen Spielen teilnahm. Auch ehemalige Beachvolleyball-Asse wie die deutsche Meisterin Hella Jurich gehörten auf Mallorca zum Auswahl-Team, das von der deutschen Rekordnationalspielerin Renate Riek-Bauer trainiert wurde.
Allgemein beschreibt die gelernte Mittelblockerin Fröhlich-Röder die Stimmung im Team als „sensationell“. Erfahrung und Titel hin oder her – wie die Ueckermünderin erzählt, hätte jede Spielerin „richtig Bock“ darauf gehabt, auf dem Spielfeld zu stehen und den Gegner „wegzuhauen“. Das Niveau der eigenen Mannschaft bezeichnet die erfahrene Volleyballerin als ziemlich hoch. So richtig knifflig wurde es für die deutsche Mannschaft im gesamten Turnierverlauf eigentlich nie. Am Ende musste die deutsche Auswahl auf Mallorca keinen einzigen Satz abgegeben – „und zwar zu Recht“, wie Fröhlich-Röder betont, „auch wenn es am Satzende manchmal etwas eng wurde.“ Die 43-Jährige sagt: „Wir hatten einfach alles: den Team-Spirit, die sportliche Erfahrung, den größten Kader und vor allem viel Spaß auf dem Feld. Wir waren perfekt und professionell aufgestellt.“
Die lange und umfangreiche Vorbereitung der Nationalmannschaft, die nebenbei bemerkt erst seit wenigen Jahren existiert, scheint sich gelohnt zu haben. Athletiktrainier Mike Luner hatte die Spielerinnen über viele Monate per Online-Training für das Turnier fit gemacht.
Der Grundstein für den Titel wurde am Haff gelegt
Außerdem führte das Team, zu dem mit Co-Trainerin Christina Benecke eine weitere Olympia-Teilnehmerin von Sydney (2000) und Athen (2004) gehörte, drei intensive Trainingslager durch. Ende August war das Nationalteam im Seebad Ueckermünde zu Gast, um sich in der Goethe-Halle und am Bellini-Beach auf das Turnier vorzubereiten und den Grundstein für den Titel zu legen. „Die vier Tage haben unglaublich viel zum Teambuilding beigetragen“, erzählt Fröhlich-Röder, die ihr Team damals ans Haff eingeladen hatte.
Inzwischen steht Antje Fröhlich-Röder wieder für die Verbandsliga-Mannschaft des SV Einheit Ueckermünde am hohen Netz. In der höchsten Spielklasse des Bundeslandes geht es für die 43-Jährige und ihre Mitspielerinnen um eine vordere Platzierung. Am ersten Spieltag konnte das junge Team um seine erfahrene Mittelblockerin gleich ein Spiel gewinnen. Das macht Mut für die kommenden Aufgaben.
Medaille bekommt besonderen Platz
Die Goldmedaille von Mallorca hat derweil einen schönen Platz im Zuhause von Antje Fröhlich-Röder erhalten. Neben ihren übrigen Auszeichnungen aus dem Sportlerleben soll das Edelmetall dort noch lange Zeit als Erinnerung an die tolle Zeit auf der Baleareninsel dienen. Fröhlich-Röder sagt: „Sport kann einfach so viel: Freundschaften knüpfen, Erfolge ermöglichen, Erinnerungen schaffen und natürlich auch weltweite Netzwerke aufbauen.“
Die Titel-Verteidigung im kommenden Jahr sei übrigens nicht ausgeschlossen. Im Gegenteil: „Das ist unser Ziel“, lässt die Haffstädterin wissen. Auch bei der Weltmeisterschaft im kommenden Jahr wollen die Routiniers um Antje Fröhlich-Röder mitmischen. „Mit unserem starken Team an der WM teilzunehmen und dort weit vorne zu landen – das ist ein schönes nächstes Ziel für 2022“, sagt die frischgebackene Europameisterin. Und der SV Einheit Ueckermünde hätte sicher auch nichts gegen eine Weltmeisterin im eigenen Verein.

Gelesen 812 mal