Freitag, 15 Januar 2021 20:27

Laufen unseren Sportvereinen wegen Corona die Mitglieder weg?

Die Sportlerinnen und Sportler dieser Gegend scheinen ihren Vereinen auch in den ganz bösen Corona-Zeiten nicht davonzulaufen. Foto: Marijan Murat Die Sportlerinnen und Sportler dieser Gegend scheinen ihren Vereinen auch in den ganz bösen Corona-Zeiten nicht davonzulaufen. Foto: Marijan Murat

NORDKURIER – HAFF-ZEITUNG – FREITAG, 15. JANUAR 2021

ALLGEMEIN

Keine Frage, die Corona-Krise mit dem aktuellen Sport-Verbot im Amateurbereich setzt den hiesigen Vereinen zu. Das Erfreuliche: Die Mitglieder erweisen sich allgemein als treu, es gibt aber auch Austritte.

Uecker-Randow. Die Sportlerinnen und Sportler aus der Region scheinen ihren Vereinen auch in den ganz bösen Corona-Zeiten die Treue zu halten. Die Mitglieder-Zahlen sind in den vergangenen Monaten offenbar nicht ins Dramatische und also ins Existenzbedrohliche abgeschmiert. Das ergab eine – allerdings nicht repräsentative Umfrage – bei hiesigen Gemeinschaften.
Die Augen vor den Tatsachen verschließt derweil niemand. Darin sind sich die „Macher“ einig: Bis in alle Ewigkeit darf die aktuelle Situation, das Sportverbot im Amateurbereich, nicht anhalten. Ansonsten würde in der Tat ein Mitgliederschwund einsetzen, und damit würden Beiträge in den Vereinskassen schmerzhaft fehlen.
„Keine einzige Abmeldung im Zusammenhang mit dem Coronavirus!“ – diese positive Nachricht können die Sportler vom SV Einheit Ueckermünde verkünden. Insgesamt 392 aktive Mitglieder, darunter 154 Kinder und Jugendliche, meldete der Sportverein, der unter anderem Volleyball, Basketball, Tischtennis und Leichtathletik anbietet, zum Jahresbeginn beim Landessportbund (LSB). Im Vergleich zum Vorjahr habe sich diese Zahl kaum verändert, erklärt Schatzmeisterin Carola Chappuzeau zufrieden. Allerdings würden die Mitglieder des SV Einheit ihre Jahresbeiträge stets bereits im ersten Quartal des Jahres zahlen – die Erhebung erfolgte im Corona-Jahr also noch, bevor die Krise das vertraute Vereinsleben auf den Kopf stellte. Wie sich das Coronavirus letztendlich auf die Beiträge für das Jahr 2021 auswirken wird, wird sich demnach erst noch zeigen.
Ralf Donner, ein Abteilungsleiter beim LSB Mecklenburg-Vorpommern, weiß um „die Stresssituation der Vereine, ob kleine oder große. Bei den mitgliederstarken kommt hinzu, dass sie hauptamtlichen Personalbestand zu unterhalten haben“. Derzeit läuft beim LSB die alljährliche Bestandserhebung. Die Vereine schicken ihre 2020er-Daten nach Schwerin. Ralf Donner: „Anfang Februar werden wir belastbare Zahlen haben. Es steht zu befürchten, dass es in puncto Mitglieder erstmals nicht bergauf geht. Wir haben aber die Hoffnung, die Einbußen fallen nicht allzu dramatisch aus.“
Bei dem 1990 gegründeten Landessportbund sind acht Kreis- und Stadtsportbünde sowie 46 Landesfachverbände zusammengeschlossen. Im vorvergangenen Jahr zählten 1906 Vereine mit insgesamt 250 563 Mitgliedern dazu – 15,54 Prozent der Bevölkerung von Mecklenburg-Vorpommern.
Trotz schrumpfender Einwohnerwerte ging es über die Jahrzehnte stetig nach oben. Diesmal ist kein weiterer Anstieg zu erwarten. LSB-Mann Donner: „Auch 2020 hatten wir Aufnahmen von neuen Vereinen, es gibt also durchaus die Erwartung, dass man bald loslegen kann. Was uns vorsichtig optimistisch macht.“
Markus Lehmann, Vorstandsvorsitzender der circa 300 Mitglieder beim Turn- und Sportverein Pommern Torgelow, musste in Sachen Mitglieder-Zahl keinen negativen Trend konstatieren. „Wir sind über die Zeit mit dem Coronavirus tatsächlich relativ konstant geblieben“, sagt Lehmann. Lediglich drei oder vier Kündigungen seien zuletzt in der Geschäftsstelle verzeichnet worden.
Bei den Fußballern vom FSV Einheit Ueckermünde gibt es gleichfalls stabile Zahlen. Exakt 216 Mitglieder, darunter 146 Nachwuchskicker, sollen 2020 ihre Beiträge bezahlt haben. „Keine Abgänge im Corona-Jahr“, erklärt Geschäftsführer Ronny Stieg zufrieden.
Bei den Handballern vom Pasewalker HV deckt sich der Mitgliederstand zum 1. Januar 2021 ebenfalls grob mit den Zahlen, die zu Beginn des Vorjahres erhoben wurden. „Wir erlebten Kündigungen aus verschiedenen Gründen – wegen einer Studienaufnahme oder eines Umzugs der Eltern“, teilt Friedhelm Wilke als Vereinsvorsitzender mit. „Wegen Corona hat sich aber niemand abgemeldet.“ Der Verein zählt aktuell 114 Mitglieder, wovon rund zwei Drittel Kinder und Jugendliche sind.
Wie auch die Kollegen vom Landessportbund, sind die Mitarbeiter beim Kreissportbund (KSB) Vorpommern-Greifswald aktuell voll und ganz mit den Bestandsmeldungen ihrer Sportvereine beschäftigt. Nachdem etwa zwei Drittel aller Zahlen eingegangen sind, stellt KSB-Geschäftsführer Thomas Plank einen „ganz leichten Trend nach unten“ fest. Im bundesweiten Vergleich, wo die Vereine zum Teil erhebliche Rückgange in puncto Mitglieder-Zahlen verzeichnen mussten, würde sich der Rückgang hier bei uns aber in Grenzen halten.
In den vergangenen fünf Jahren erlebte der KSB einen jährlichen Zuwachs um ungefähr 1000 Sportler und steht aktuell bei rund 42 000 Mitgliedern. Besonders in den Wintermonaten würden sich in der Regel sehr viele Leute – darunter vor allem Kinder und Jugendliche – dazu entscheiden, sich bei einem Sportverein anzumelden. „Diesmal sind Neuanmeldungen größtenteils ausgeblieben, weil sich die Sportler aufgrund des Sportverbotes zuletzt kaum ausprobieren konnten“, sagt Thomas Plank, der gemeinsam mit den Kollegen vom LSB immer wieder zu Solidarität mit den Sportvereinen aufgerufen hatte.
Eine schöne Vereinstreue in Krisenzeiten können sie beim Ueckermünder Turnverein von 1861 feststellen, dem aktuell größten Sportverein der Uecker-Randow-Region und einem der traditionsreichsten in Mecklenburg-Vorpommern. Die Zahl der Mitglieder hält sich im Vergleich zum Vorjahr die Waage, wie der Vereinsvorsitzende Rudi Roloff erklärt. „Es muss schon schwer sein, so lange vom geliebten Sport abstinent zu sein – vor allem für die Kinder“, findet er. Rudi Roloff ist daher darum bemüht, den Kontakt zu den Mitgliedern auch in dieser schwierigen Zeit aufrechtzuerhalten. Über das Smartphone, das Telefon oder nach Möglichkeit auch im persönlichen Gespräch versuchen die Übungsleiter des Vereins, für ihre Mitglieder jederzeit ein offenes Ohr zu haben. Aktuell sind das etwa 1100. Dennoch ist die Lage auch beim Turnverein  prekär. Die Sportler konnten im gesamten Jahr 2020 an keinem einzigen Wettkampf teilnehmen. Über Videoschalten versuchen gerade die jüngeren Turner, sich trotzdem weiterhin auszutauschen, gemeinsam zu trainieren. „Es ist wichtig, den sozialen Austausch beizubehalten“, findet Übungsleiterin Silke Migowitsch. „Wir hoffen sehr, dass der Sport bald wieder losgehen kann.“ Zumal in diesem Jahr das 160. Vereinsjubiläum bevorsteht.
Ganz gut durch das Corona-Jahr sind die Reiter vom RSV Polzow gekommen. Mit insgesamt 53 Mitgliedern gilt der Reitsportverein nach wie vor als einer der größten seiner Art in Mecklenburg-Vorpommern. Etwa ein Drittel aller Mitglieder sind Jugendliche und Kinder. Im schwierigen Corona-Jahr verlor der Verein kein einziges von ihnen. Im Gegenteil: „Zum Ende des Jahres sind sogar noch einige Jugendliche eingetreten“, berichtet Kassenwartin Gesine Jürgens stolz. Das macht Mut für 2021.

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