UECKERMÜNDER STADTREPORTER – AUSGABE 06/2019 – FREITAG, 14. JUNI 2019
AIKIDO
Ueckermünde. (SP) Der SV Einheit Ueckermünde wird in diesem Jahr 70 Jahre alt, ist aber kein bisschen träge. Anlässlich des runden Geburtstags blicken wir hinter die Kulissen der neun Abteilungen und erzählen deren Geschichte. Heute gibt es den letzten Teil dieser Serie. Im Mittelpunkt stehen die Pferdemädchen des Vereins und friedfertige Kampfkünstler.
AIKIDO
Ai - die Schönheit, Ki - die Kraft, Do - der Weg: Aikido, eine vom Japaner Morihei Ueshiba Anfang des 20. Jahrhundert gegründete Kampfkunst. Seit 2006 gehen die Aikidoka des SV Einheit Ueckermünde den Weg, auf dem Atmung, Sinne und Intention einander ergänzen und treffen sich zwei Mal die Woche in der Gymnastikhalle der Regionalen Schule, um gemeinsam Körper und Geist zu trainieren. Dass es nicht den einen Weg gibt, zeigt die Existenz zweier unterschiedlicher Trainingsgruppen, die sich über die Jahre herausgebildet haben.
Tendoryo-Aikido
Klaus Boritzki hat in vielen Ländern gelernt und kam vor zehn Jahren in die Haffstadt. Er folgt mit seiner Gruppe dem Tendoryo-Aikido, in dem es um große, klare Bewegungen, Natürlichkeit und einen harmonischen Bewegungsfluss geht. „Unsere Art zu kämpfen ist nicht nur Sport, sondern stärkt vor allem das Selbstbewusstsein, es geht darum, aus Konfrontationen erfolgreich hervorzugehen, nicht nur aus körperlichen, sondern auch verbalen“, erklärt der Trainer die Wirkung dieser japanischen Kampfkunst, die man bis ins hohe Alter betreiben könne. „Es ist ein bisschen wie Rückenschule.“ Sander Krumnow trainiert seit drei Jahren und nutzt das Training vor allem als Auszeit vom stressigen Alltag. „Dieser Sport hat viel mit Ritual zu tun, hier kann ich abschalten und entspanne mich durch die komplexen Bewegungen. Da ist kein Platz für andere Gedanken“, beschreibt der Aikidoka seine Erfahrungen. Wichtig war ihm vor allem, dass es keine Beschädigungskämpfe wie in anderen Kampfsportarten und keine Wettkampfkultur gibt. Man kämpfe immer miteinander, was zu einer angenehmen Trainingsatmosphäre führe, so der Ueckermünder Geschäftsmann.
Tendoryo-Lehrgang in Ueckermünde
Dieses Miteinander erlebte er kürzlich gemeinsam mit 40 Kampfkünstlern aus der Haffstadt und dem Raum Berlin, die zum 9. Mal unter der Leitung von Dr. Peter Nawrot in der Gymnasiums-Turnhalle trainierten. Der 73jährige Berliner AikidoLehrer, der den 5. Dan besitzt, beherrscht diese Kampfkunst seit 40 Jahren und beeindruckte mit ruhigen, präzisen und kraftvollen Bewegungen, die bewiesen, was Aikido ausmacht: „Es ist diese Mischung aus Bewegung, Reaktion, Beweglichkeit und Kraft, die mich fasziniert. Es ist siegen ohne kämpfen, denn man verbessert sich nicht nur körperlich, sondern auch charakterlich“, bringt es der Lehrer auf den Punkt, der selbst zehn Jahre in Japan gelebt, gearbeitet und vor allem trainiert hat. Für Lehrerin Anna Bischoff war es wieder eine tolle Erfahrung: „Man bekommt den Kopf frei, trainiert mit spannenden Leuten praktiziert intensive Bewegung“, so die Ueckermünderin, die in der Woche in der Gruppe von Gerald Stein trainiert, in der es ein wenig körperlicher zugeht als bei den Tendoryo-Aikidoka.
Aikikai-Aikido
Gerald Steins Kampfportleidenschaft begann 1988 mit Karate, bevor er später zum Aikikai-Aikido wechselte. „Der Weg von Aikido-Sensai Konstantin Rekk, der 2016 in Ueckermünde ein Seminar gab, ist kampforientierter. Die Idee der Selbstverteidigung kommt hier stärker zum Tragen. Es geht um das Treffen von Nervenpunkten“, so der Abteilungsleiter zu den Unterschieden zwischen den Trainingsgruppen. Für Rene Schenkel liegt die Faszination dieses Sports im ganzheitlichen Ansatz: „Es geht um Atmung, Dehnung, die Wirkung von Bewegung und man lernt, sich selbst zu verteidigen.“ Egal, für welchen Weg sich Interessierte entscheiden, auf den Matten der Ueckermünder Aikidoka ist noch Platz. „Trotz aller Komplexität haben auch Anfänger eine realistische Chance, diesen Sport recht schnell zu erlernen und wenn man Fallen gelernt hat, ist es eine sehr gute Möglichkeit verletzungsfrei bis ins hohe Alter zu trainieren“, so Stein.