Mittwoch, 12 November 2008 23:40

„Olympia 2052 – das wär’s doch“

„Olympia 2052 – das wär’s doch“ FOTO: NICOLE HINZ

NORDKURIER – HAFF-ZEITUNG – MITTWOCH, 12. NOVEMBER 2008

AIR SOFT

Außer Fußball, Volleyball, Leichtathletik und anderen traditionellen Sportarten gibt es im Kreis auch ein Airsoft-Team. Es ist eine Strategie-Sportart.

Ueckermünde. Zugegeben: Die Fragezeichen am Anfang scheinen endlos. Bitte, was passiert da? Kämpfen im Tarnanzug, mit Gewehr in der Hand, auf dem Boden robbend – bei Wind und Wetter, wie bei der Armee? Und das in der Freizeit? Es gibt wohl nur wenige Sportarten, die so sehr mit Vorurteilen behaftet sind wie Airsoft. Dabei scheinen die Regeln klar: „Eigentlich kann man Airsoft ganz einfach beschreiben: Es ist ein Live-Strategiespiel und eine Ausdauersportart, in der Spaß, Teamarbeit und Vertrauen an erster Stelle stehen“, erklärt Helo, alias Steffen Kliewe. Der 23-jährige Belliner ist sozusagen der Teamleiter der Airsoft-Spieler und kann angesichts weit verbreiteter Voreingenommenheit gegenüber dieser Sportart eigentlich nur schmunzelnd den Kopf schütteln. „Wir spielen hier keinen Krieg und Frieden, totaler Quatsch – wenn man’s genau nimmt, betreiben wir tatsächlich Sport, nur eben auf eine andere Art und Weise.“Dass an den Worten Kliewes eine ganze Menge dran sein muss, zeigt einerseits die Zugehörigkeit zum SV Einheit Ueckermünde seit Dezember 2006 und schließlich auch die Form, wie Airsoft von den jungen Männern des Ueckermünder Teams ausgeübt wird. „Klar, wir tragen Uniform – aber nicht, weil wir uns wie im Militärcamp fühlen wollen, sondern wegen der Tarnung“, erzählt Sven Radtke. Da die Sportart meist im freien und waldigen Gelände, etwa wie auf dem eigens gepachteten Land namens BLACKFIELD unweit von Ueckermünde in gegnerischen Teams betrieben wird, müsse Kleidung getragen werden, mit der man vom Gegenspieler nicht gleich erkannt wird. „Dafür der Tarnlook – im rosafarbenen Jogginganzug würde man vom Gegner doch gleich erspäht“, verdeutlicht der 33-jährige Radtke. Auch Bedenken, dass mit scheinbar echten Pistolen und Gewehren über Feld und Wiesen gejagt wird, um das Spiel zu gewinnen, können die Jungs mit ruhigem Gewissen entschärfen: „In den Waffen befinden sich kleine Plastikkügelchen, mit denen der Rivale getroffen und ohne Verletzungen markiert wird – deswegen auch der Name Airsoft, weiche Luft eben“, sagt Steffen. Aus Sicherheitsgründen tragen wir Uniform und Schutzbrille – damit kann gar nichts mehr passieren; lediglich kleine blaue Flecken, die wären möglich.“

Im Tarnanzug, so dass man vom Gegenspieler nicht gleich erkannt wird, und mit Gewehr in der Hand sind die Jungs vom SV Einheit Ueckermünde auf dem BLACKFIELD unterwegs. In den Waffen befinden sich natürlich nur kleine Plastikkügelchen.

Inzwischen erfreuen sich die Ueckermünder Airsoft-Jungs in weiten Teilen Mecklenburg-Vorpommerns einer immer größeren Beliebtheit. Neue Gesichter seien gern gesehen. „Gerade für eine nachhaltige Jugendarbeit im Verein sind wir auch immer über jüngere Spieler dankbar“, sagt Steffen Kliewe. Einzig wichtig: Die Akteure müssten ins Team passen und keine besonderen politischen Gesinnungen vertreten und propagieren wollen. „Dafür bieten wir keine Plattform, denn das hier passiert aus Spaß am Hobby und nicht, weil jemand wegen extremen Denkens gern auf Menschen zielt“, sagt der Teamchef, der mit seinen Airsoft-Jungs eine Probezeit für „Neulinge“ eingeführt hat. Die Sportart scheint beliebt. Wohl auch wegen des Teamgeistes, der sich in Trainingseinheiten und bei gemütlichen Treffen herausgebildet hat. „Da haben sich schon Freundschaften entwickelt“, bekräftigt Sven Radtke. Auch wenn sich landes- und bundesweit bereits ein „gut strukturiertes Netzwerk“ gebildet hat, so wünschten sich die Ueckermünder noch mehr Akzeptanz gegenüber ihrer Sportart. Sven Radtke formuliert’s so: „Olympia 2052 – das wär’s doch, wenn man dann schon Airsoft um Medaillen spielen würde.“

Gelesen 1185 mal
Diese Seite verwendet zur besseren Benutzbarkeit Cookies. Um Karten und Videos anzuzeigen, werden Google Maps bzw. Youtube eingebunden. Um bei Anfragen Spam-Schutz zu gewährleisten, verwendet diese Seite Google ReCAPTCHA. Mit der Nutzung dieser Dienste erkläre ich mich einverstanden.