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Dienstag, 10 November 2020 11:31

„Sportlicher Erfolg darf jetzt nicht die oberste Priorität haben“

Daniel Havlitschek formuliert sein Saisonziel als Verbandspräsident: „Mit möglichst wenig Schaden in die neue Basketball-Saison gehen.“ Foto: Andy Buenning Daniel Havlitschek formuliert sein Saisonziel als Verbandspräsident: „Mit möglichst wenig Schaden in die neue Basketball-Saison gehen.“ Foto: Andy Buenning

NORDKURIER – HAFF-ZEITUNG – DIENSTAG, 10. NOVEMBER 2020

BASKETBALL

Kurz vor Saisonstart wurde der Spielbetrieb in der Basketball-Oberliga ausgesetzt. Verbandspräsident Daniel Havlitschek ist gleichzeitig Spielertrainer in Ueckermünde und erklärt unserem Reporter Dennis Bacher im Interview, wie er die Situation aus den unterschiedlichen Blickwinkeln seiner Tätigkeiten einschätzt.

Ueckermünde. Herr Havlitschek, der erste Spieltag der Basketball-Oberliga ist noch gar nicht ausgetragen worden, da wurde der Spielbetrieb schon wieder unterbrochen. Betrachten Sie die aktuelle Situation im Amateur-Sport mit Sorge?
Mittel- und langfristig durchaus. Es wird sicherlich darauf ankommen, wie lange die Einschränkungen aufrecht erhalten werden und welche Wege die Vereine finden, damit die Mitglieder dennoch in einen sozialen Austausch treten können. Denn darum geht es ja im Amateurbereich: Sport soll hier Ausgleich und Abwechslung bei gleichen Interessen bieten. Der direkte Kontakt ist nun erst mal nicht im üblichen Rahmen erlaubt, also müssen andere Wege gegangen werden. Doch die Situation kann auch positiv wirken, wenn es gelingt, dass Vereine und deren Mitglieder noch enger zusammenrücken. Zumindest im übertragenen Sinne.

Aus Ihrer Sicht als Verbandspräsident: Kann die Spielzeit überhaupt noch regulär zu Ende gespielt werden?
Ich denke, dass es aufgrund des engen Terminkalenders sehr schwer werden wird. Die Ligen könnten verkürzt zu Ende gespielt werden, sobald dies wieder erlaubt und verantwortbar ist. So könnten beispielsweise die Endrunden, die sich normalerweise über mehrere Wochen ziehen, auf ein bis zwei Turniere gekürzt werden.

Sie sind neben ihrer Funktion im Verband auch als Spielertrainer beim SV Einheit Ueckermünde „BallRox“ aktiv. Welche Probleme ergeben sich durch die Unterbrechung im lokalen Basketballsport?
Auch wir haben natürlich das Problem, dass wir aktuell nicht trainieren können. Uns fehlt auch bei den Kindern und Jugendlichen das wöchentliche Training und auch unsere zusätzlichen Aktivitäten aus den Vorjahren, zum Beispiel Besuche von Bundesligaspielen bei ALBA Berlin, können natürlich nicht stattfinden.

Im Frühjahr erlebten Sie bereits eine ähnliche Situation.
Leider hat uns bereits der erste Lockdown sehr hart getroffen. Viele Maßnahmen, die genau in diese Zeit fielen, mussten komplett ausfallen. Dazu zählten unsere Grundschul-Basketballwoche inklusive Lehrerfortbildung, der erstmalige Start mit einem Jugendteam im Ligabetrieb, die Kreis-Jugendsportspiele, ein Beachbasketball-Turnier und auch die Wiederbelebung von „Jugend trainiert für Olympia“-Vorrunden in der Region. Wir hatten, gerade im Nachwuchsbereich, also sehr viel vor. Dies wirft uns erheblich in unserer langfristigen Entwicklung zurück.

Auch die Männermannschaft der „BallRox“ hatte sich in zahlreichen Testspielen und Trainings zielgerichtet auf den Start Ende Oktober vorbereitet. War die Vorbereitung nun gänzlich umsonst?
Definitiv nicht. Die Jungs haben über die Wochen hinweg einen großen Schritt vorwärts gemacht und gezeigt, dass wir nun auch gegen gestandene Ligateams mithalten und diese auch schlagen können. Besonders mental war dies sehr wichtig. Natürlich wirft uns das Trainingsverbot physisch wieder zurück, aber das geht anderen Teams ja genauso.

Stand jetzt soll Anfang Dezember wieder gespielt werden. Macht eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs noch in diesem Jahr aus Ihrer Sicht Sinn?
Ja, wir haben im Verband den 6. Dezember als Datum für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs vorgesehen. Dabei haben wir uns an den Vorgaben des Landes orientiert. Natürlich ist es unser Wunsch und unsere Hoffnung, dass es dort weitergehen kann. Dennoch bin ich skeptisch, was diesen Termin angeht. Ich sehe persönlich keine Tendenzen, dass sich die Lage, noch dazu im Spätherbst, so weit entspannen wird, dass ein geregelter Spielbetrieb im Amateurbereich möglich sein wird. Vielleicht ist bis dahin eine Lockerung des Trainingsverbotes möglich.

Sie sprechen es an: Im November wird kein Training möglich sein, der Re-Start im Dezember würde dann mehr oder weniger aus dem Kalten heraus erfolgen. Kann das funktionieren?
Sollte der Termin tatsächlich gehalten werden können, so wird es für kein Team beziehungsweise für keine Sportart einfach. Besonders im Jugendbereich kann dies zu Nachteilen führen, da die Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern unterschiedliche Anordnungen zum Training von Kindern und Jugendlichen gegeben haben. Natürlich ist dies nicht optimal, doch der sportliche Erfolg darf in einer solchen Situation nicht die oberste Prämisse sein, und alle Amateur-Sportler sollten dankbar sein für jedes bisschen Training und Wettkampf, welches wir während einer Pandemie durchführen können.

Wie halten sich Ihre Spieler den spielfreien Monat über trotzdem fit?
Individuell, mit Laufeinheiten und Ähnlichem. Wir werden sicher auch die sozialen Medien nutzen, um gerade die jüngeren Mitglieder zu motivieren. Sobald wieder Training in der Gruppe möglich ist, können wir auch auf ein Training mit Abstandsgebot umschalten, wie wir es bereits im Frühling gemacht haben, wo wir an verschiedenen Stationen mit festen Gruppen gearbeitet haben.
Den „BallRox“ steht das zweite Jahr im offiziellen Spielbetrieb bevor. In der vergangenen Saison sprang noch kein Sieg heraus, jetzt muss erst einmal weiter auf den ersten Erfolg gewartet werden.

Wie halten Sie als Trainer die Jungs in dieser schwierigen Situation bei Laune?
Es ist natürlich schwer, die Jungs ohne Training zu erreichen. Dies passiert natürlich über die verschiedenen Kommunikationsmedien, was leider nicht den regulären Kontakt im Training ersetzt. Die Jungs sind aber Teil einer tollen Truppe, die untereinander sehr gut vernetzt ist. Da brauchen sie mich nicht, um sich bei Laune zu halten.

Was erhoffen Sie sich als Spieler und Trainer von dieser Saison? 
Ich bin natürlich genauso enttäuscht wie alle anderen auch. Die Saisonvorbereitung verlief sowohl als Team als auch für mich individuell deutlich besser als noch im letzten Jahr, und wir hatten gehofft, direkt mit einem Sieg in die Saison starten zu können. Nun gilt es natürlich, unsere gute Form bestmöglich zu konservieren und bereit zu sein, wenn es wieder losgehen kann.

Und als Verbandspräsident?
Als Verbandspräsident stehen die Ergebnisse des sportlichen Wettkampfs für mich in dieser Spielzeit absolut nicht an erster Stelle. Ich hoffe, dass wir alle, die gesamte Sport- und Basketballfamilie des Landes, bestmöglich durch diese Pandemie kommen und wir so viel Sport erleben dürfen wie möglich. Besonders im Frühjahr erhoffe ich mir einen Schritt hin zur „gewohnten“ Normalität und damit verbunden möglichst viele Wettkämpfe für alle Teams, besonders natürlich die Kinder. So wird es hoffentlich möglich sein, die Spielzeit mit einem „guten Gefühl“ zu beenden und motiviert in die neue Saison zu gehen. Die Saison 2020/2021 wird nicht normal sein. Es geht darum, hindurch zu kommen und mit möglichst wenig Schaden in die Saison 2021/2022 zu gehen. Dies muss unser größtes Ziel sein.

 
 
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